Literatur vermittelt Geschichtsbilder und deren Deutungen, reflektiert Probleme des kollektiven Gedächtnisses, kann gängige historische Narrative unterwandern und Alternativen aufzeigen. Dieses spezifische Potenzial von Literatur kann im Hinblick auf die Vermittlung eines diskursiven und kritischen Geschichtsverständnisses im Fremd- und Zweitsprachenunterricht fruchtbar gemacht werden. Der Beitrag exemplifiziert diese Idee am Beispiel der Gattung der Ballade. Dabei wird von der These ausgegangen, dass Balladen sich als Medien der Geschichtsvermittlung für einen interkulturellen Lernerkreis deshalb besonders eignen, weil Geschichte dort als Widerfahrnis inszeniert wird. Um diese These zu belegen werden zunächst grundlegende Überlegungen zur Kategorie des Widerfahrnisses, dem Potenzial von Balladen im Fremd- und Zweitsprachenunterricht, dem Verhältnis und der Wirkung von Fiktionalität und Faktizität in Balladen vorangestellt. Anschließend wird die Modellierung von Geschichte als Widerfahrnis an Bert Brechts Kinderkreuzzug und Wolf Biermanns Die Ballade vom preußischen Ikarus vorgeführt.
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