Sowohl Noah als auch Rolf sind im Deutschen verbreitete Männernamen - auch wenn sie in ihrer Lautstruktur kaum unterschiedlicher sein könnten: Noah vokalreich mit vokalischem Auslaut, Rolf einsilbig, mit Frikativ im Auslaut und hohem Konsonantenanteil. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass die Häufigkeit der beiden Namen im Zeitschnitt große Unterschiede aufweist. So war Rolf fast ausschließlich in den 1940er Jahren unter den Favoriten der Jungennamen, Noah erfreut sich dagegen vor allem im neuen Jahrtausend zunehmender Beliebtheit. In beiden Namen spiegeln sich die präferierten phonologischen Muster zur Geschlechtskodierung der jeweiligen Zeit wider, sodass auch Laien erstaunlich präzise Alterseinschätzungen vornehmen können, wie die Arbeiten von Rudolph/Spörrle (1999) und Rudolph/Böhm/Lummer (2007) zeigen. Dieser Schnittstelle zwischen Namenphonologie, Alter und Geschlecht widmet sich der Vortrag. Anliegen ist es, die Interdependenzen von Alter und Geschlecht in deutschen Rufnamen darzustellen. Diese sollen am Beispiel der Namenwahl von Transgendern aufgezeigt werden. Anhand von qualitativen Interviews soll der Frage nachgegangen werden, welchen Einfluss das Alter zum Zeitpunkt der Geschlechtstransition auf die Namenwahl hat. Hier ist zu vermuten, dass die jeweilige Peergroup starken Einfluss auf die Entscheidung für den neuen Namen hat, dass also Namen gewählt werden, die in der eigenen Generation geläufig sind, um ein unauffälliges Aufgehen in der neuen Genderrolle zu ermöglichen. Jedoch ist auch das Gegenteil denkbar, nämlich ein Up- oder Downgraden des Namenalters, um mit dem Wechsel der Geschlechterrolle auch auf anderen Ebenen eine soziale Neupositionierung vorzunehmen.
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