Resumen de Polis und Kosmos. Habermas, Ratzinger und Kant über Politik und Religion

Anton Friedrich Koch

• Deutsch

  Anknüpfend an einen Dialog zwischen Jürgen Habermas und Joseph Ratzinger von 2004 über vorpolitische Grundlagen des demokratischen Rechtsstaates werden Eckpunkte möglicher Rechtfertigungen und ein strukturelles Defizit des Staates erörtert: selbst der demokratischste gefährdet die Freiheit seiner Bürger. Ratzinger und Habermas weisen dem religiösen Glauben differente Funktionen zu, um diesem und verwandten Defiziten abzuhelfen: Ratzinger setzt auf tiefe religiöse Überzeugung, Habermas auf Kulturchristentum. Dagegen wird hier die These vertreten, dass die vorgeschlagenen Abhilfen nicht wirkungsvoll sind. Vielmehr bedarf es einer im kritischen Kantischen Sinn metaphysischen Begründung des Staates und der Moralität aus der internen Struktur der reinen praktischen Vernunft, um die Notwendigkeit einer Pluralität partikularer demokratischer Staaten und der Singularität eines universalen ethischen Gemeinwesens zu verstehen und angemessen zu bewerten.

• English

  Following on from a dialogue between Jürgen Habermas and Joseph Ratzinger in 2004 on the pre-politic foundations of the democratic state under the rule of law, some key points of possible justifications and one structural defect of the state are discussed: Even the most democratic state tends to threaten the freedom of its citizens. Ratzinger and Habermas assign different functions to religious faith in order to remedy this and related defects:

  Ratzinger focuses on deep religious conviction, Habermas on cultural Christianity. Against these views, the thesis here put forward is that the proposed remedies are not effective.

  Rather, what is required is a metaphysical justification of the state and of morality – metaphysical in the critical Kantian sense – based on the internal structure of pure practical reason, in order to understand and to evaluate in an adequate way the necessity of a multitude of particular democratic states and the singleness of a universal ethical community.