Die ambulante Behandlung von Sexualtätern erscheint sowohl aus praktischer als auch aus wissenschaftlicher Sicht als sinnvolle Möglichkeit, um Rückfälle zu verhindern. Bisher existieren allerdings kaum Evaluationsstudien zu Maßnahmen, die in Deutschland durchgeführt werden. Zudem ist die Belastbarkeit bisheriger Erkenntnisse aufgrund methodischer Defizite der Studien eingeschränkt. Die vorliegende Übersichtsarbeit untersucht Evaluationsstudien aus Deutschland, in denen Angaben zur Legalbewährung der Maßnahmeteilnehmer vorlagen. Neben Rückfallraten wurden methodische Aspekte der Studien untersucht. Die generelle methodische Qualität wurde anhand der Kriterien der Maryland Scientific Methods Scale (MSMS) bewertet. Insgesamt konnten 10 Studien identifiziert werden, die 10 verschiedene Maßnahmen zum Gegenstand hatten. Es wurden insgesamt 1.246 Probanden untersucht, von denen 8,0 % einschlägig rückfällig wurden. Die allgemeine Rückfälligkeit lag bei 21,6 % (von insgesamt n = 903). Nur eine Studie erreichte Level 4 der MSMS. Alle anderen Studien entsprachen Level 1 oder 2. Die ermittelten Rückfallraten sind im Vergleich zu nationalen und internationalen Übersichtsarbeiten zwar relativ gering, allerdings sind die Ergebnisse aufgrund der methodischen Schwierigkeiten wenig belastbar. Ein kriminalpräventiver Wirksamkeitsnachweis ist anhand der bisherigen Primärstudien also nicht möglich. Methodisch fundierte Studien im Bereich Sexualtäterbehandlung sind also dringend notwendig.
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