In der ausgehenden römischen Republik gehörte die Göttin Venus zu Roms bedeutendsten Gottheiten: sowohl Sulla als auch Pompeius hatten sie zu ihrer persönlichen Schutzgöttin erkoren, und Caesar feierte sie als seine göttliche Stammmutter. Die enorme Popularität der Venus wird oftmals mit ihrer Rolle als Mutter des Aeneas, dessen Mythos durch den zunehmenden Kontakt der Römer mit den Griechen im Verlauf des 2. Jh.s v. Chr. immer mehr an Bedeutung gewann, in Verbindung gebracht. Die römische Venus besaß jedoch auch Qualitäten, die sich von denen ihres griechischen Gegenparts, Aphrodite, deutlich unterschieden. Neben Verbindungen zu Liebe und Sexualität offenbart Venus etwa heilende Kräfte, die sie in die Nähe altitalischer Göttinnen wie Mefitis, Cloacina oder Libitina rücken. Auch kriegerische Charakterzüge sind nachweisbar.
Im Folgenden sollen diese verschiedenen Züge der römischen Venus in republikanischer Zeit eingehender untersucht werden, um die Komplexität dieser bedeutenden Göttin zu erklären, die nicht nur durch griechische und etruskische, sondern auch italische und orientalische Einflüsse geprägt war, und die keinesfalls eine reine „Göttin der Liebe“ darstellte.
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