Das Gesetz der großen Zahl Messung von Einschaltziffern und politische Vertretung des Publikums Vor allem die Banalisierung der Praxis politischer Meinungsumfragen erklärt, daß wir uns über diese Befragungen, die tendenziell die Logik eines politischen Systems grundlegend ändern, obwohl sie dessen bloße Verbesserung anzustreben vorgeben, kaum noch wundern. Die bedeutsamere Manipulation ereignet sich indes nicht dort, wo sie gewöhnlich erwartet wird, son-dern beruht schon einfach in der Befragung einer Personengruppe, weil man wissen will, und dann bekanntmacht, was sie denken. Die eigentlichen politischen Wirkungen, die durch Meinungsumfragen erzielt werden, sind fast im Reinzustand faßbar, wenn man den Fall der Einschaltziffer-Erhebungen großer audiovisueller Medien betrachtet. Die Geschichte der im Lauf der Jahre nacheinander beim Fernsehen in Betrieb genommenen Systeme läßt erkennen, daß die einfache Messung der Zuschauerzahlen in Wirklichkeit eine wahre politische Vertretung des Publikums beinhaltet. Dieser Zusammenhang wird an dem unterschwelligen Legitimitätskonflikt deutlich, der sich innerhalb des Fernsehens selbst zwischen Produzenten sogenannter « gehobener » « kultureller » Sendungen (solche, die den Fernsehzuschauer « geistig bereichern ») und denjenigen zu entwickeln beginnt, die Sendungen von Spielen (also solche, die ihn « unterhalten » sollen) produzieren und eine immer größere Masse von Zuschauern fur sich verbuchen können. Indem sie die Aufmerksamkeit ausschließlich auf die Leistung der Meßinstrumente lenken, tendieren die technischen Diskussionen über die Gültigkeit von Umfragen dazu zu verschleiern, und daher zu verhindern zu sehen, dafê in Wirklichkeit dahintersteckt, ein neues Prinzip universeller Legitimität durchzusetzen, das unmittelbar auf Zuschauerzahlen, auf direkter Volkszustimmung und auf Beifallsmefëgeräten beruht. Reihe von Wandlungen ausgesetzt, deren sichtbarster Effekt zweifellos das Auftauchen eines neuen intellektuellen Stils ist, bei dem die Zugänglichkeit durch das große Publikum im Vordergrund steht. Der mondänen Seite der Philosophie, die sich offen, bei Gefahr, als solche entlarvt zu werden, nicht zeigen kann, kommt die Vervielfachung von Instanzen, Rollen und Zwischensituationen, in denen die Gegensätze weiter nebeneinander bestehen bleiben, zugute. Und wenn dabei die Rolle der Medien, worauf zahlreiche Indizien (Ausweiten des Themas, pathetischer Ton usw.) hinweisen, ausschlaggebend zu sein scheint, kann man doch nicht übersehen, daß die eigentlichen Bedingungen für deren Erfolg in den internen EntwicklungsMerkmalen des Fäches selbst zu suchen sind. Diejenigen Agenten, die am meisten an die Bewahrung einer angesehenen, durch Konkurrenz aber bedrohten Form eines « humanistischen » kulturellen Kapitals gebunden sind, scheinen keine andere Wahl zu haben, als die verkrampfte Verteidigung einer schulischer Orthodoxie einerseits, oder aber das Erfinden einer, insbe-sondere auf Aktualitätsthemen hin orientierten, profanen Philosophie. Da in beiden Fällen die Verewigung der, einer Geisteselite gewährten, kulturellen Privilegien auf dem Spiel steht, ist nicht verwunderlich, daß Bündnisse und Verbindungen zwischen der akademischen Welt und dem Journalismus zu einer Vervielfachung tendieren.
The Law of Numbers Measurement of Audience and Political Representation of the Public The ever-growing use of political opinion polls is the main reason why little surprise is now expressed at these surveys which nonetheless tend to modify radically the logic of a political system which they claim only to improve. The principal manipulation is not where it is generally expected but rather in the simple fact of choosing to question a group of individuals in order to learn, and make known, what they think. The specifically political effects exerted by opinion polls can be grasped, almost in the pure state, if one takes the case of the audience surveys of the broadcasting media. The history of the successive devices used in the case of television shows that simple measurement of the audience in fact implies nothing less than a political representation of the public. This can be seen in the covert war of legitimacy which is beginning to develop within television itself, between the producers of «cultural» programmes, described as «quality» programmes (those which « spiritually enrich » the viewer) and the producers of game shows (programmes that «entertain» the viewer), attracting ever larger audiences. Technical discussions about the validity of surveys, by focusing attention on the accuracy of the measuring instruments (audiometer or controlled sample), tend to act as a screen, masking the fact that what is really being imposed is a universal principle of legitimacy based on audience, popular approval, the « applause meter ».
La loi des grands nombres Mesure de l'audience et représentation politique du public La banalisation de la pratique du sondage politique explique en grande partie le fait que l'on ne s'étonne plus guère aujourd'hui de ces enquêtes qui tendent pourtant à modifier profondément la logique d'un système politique qu'elles prétendent seulement améliorer. La manipulation majeure n'est pas là où on l'attend habituellement mais réside dans le simple fait de choisir d'interroger un groupe d'individus pour savoir, et faire savoir, ce qu'ils pensent. On peut saisir, presque à l'état pur, les effets proprement politiques qui sont exercés par les sondages d'opinion en prenant le cas des sondages d'audience des grands médias audiovisuels. L'histoire des dispositifs successifs qui furent mis en place à la télévision permet de voir que la simple mesure de l'audience engage en fait une véritable représentation politique du public. On peut le voir dans le sourd conflit de légitimité qui commence à se développer au sein même de la télévision entre les producteurs d'émissions « culturelles » dites « de qualité » (ceux qui « enrichissent spirituellement » le téléspectateur) et ceux qui produisent des émissions de jeux (ceux qui le « divertissent ») et mobilisent des foules de plus en plus nombreuses. Les discussions techniques sur la validité des sondages, en focalisant l'attention sur la performance des instruments de mesure (ici l'Audimat, là le sondage d'opinion publique), tendent à faire écran et empêchent de voir que ce que l'on impose en réalité, c'est un nouveau principe de légitimité universel fondé sur l'audience, sur l'approbation populaire, sur l'applaudimètre.
© 2001-2024 Fundación Dialnet · Todos los derechos reservados