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Resumen de Pour une «géopolitique» de l'espace américain

Pierre Chaunu

  • Die geographischen Besonderheiten des Weltteils Amerika haben seiner Geschichte bezeichnende Züge gegeben. Amerika ist der längste Kontinent, seine nordsüdliche Raumerstreckung stellt eine gewaltige Barriere dar, und die Ausdehnung der tropischen Längszonen von Florida bis Sao Paulo und von Kalifornien bis zur Atacama- Wüste erschwert weiter die Überquerung dieses Hindernisses. Diese natürlichen Gegebenheiten erklären die Isolierung Amerikas in seiner frühen Geschichte. Die Menschen der altamerikanischen Kulturen konnten nicht die Erfahrungen anderen Kulturen nutzen. Sie hatten bei den Hindernissen des Geländes im amerikanischen Raum auch nur geringe Kontakte untereinander. Ein Zeugnis hierfür ist die sprachliche Zersplitterung Altamerikas. Keine der Hochkulturen der Neuen Welt ist über das Chalkolithikum, den letzten Abschnitt der Jungsteinzeit, hinausgekommen. Die indianischen Zivilisationen scheinen gegenüber einer geistig kultivierten und komplizierten Lebensart die materiell-praktischen Aspekte des menschlichen Daseins vernachlässigt zu haben, und die Widerstandskraft der· indianischen Gesellschaften erscheint umgekehrt proportional zu dem Grad ihrer kulturellen Blüte. Der Maisanbau, auf dem die Ernährung beruhte und der jährlich nur 60 bis 70 Arbeitstage erfordert, ermöglichte Zivilisationen der Musse, wobei aber die grössere Freiheit im Ökonomischen durch die absolute Unterwürfigkeit im Politischen kompensiert wurde. Das Vermächtnis des indianischen Menschen ist in der Geschichte Amerikas gering geblieben. Die rassische Verschmelzung der Indianer mit den weissen Einwanderern und ihre Angleichung an die europäische Kultur sind rapide fortgeschritten. Zahlenmässig überwog bei weitem die weisse Einwanderung gegenüber der Einfuhr afrikanischer Negersklaven. Das Mestizentum bedeutet bis heute noch ein labiles Element in Amerika. Die Besitznahme des amerikanischen Kontinents durch europäische Menschen bewegt sich zwischen zwei Extremen, der Ersetzung der indianischen Staatsautorität durch die Eroberer (z. B. bei der Conquista des Cortés und Pizarro) und dem Vorantragen der "frontier" durch den "backwoodman". Das Amerika der Conquista ist aus einer Vielfalt von Gründen unterentwickelt geblieben. In Nordamerika hat die "farmer's frontier" einen anderen fortschrittlicheren Typ des Koloniallebens geprägt und eine neue Geisteshaltung entwickelt, von der ein wagemutiges Unternehmertum und ein soziales Verantwortungsbewusstsein ihren Ausgang genommen haben. Das Zwiegespräch des Menschen in Amerika mit dem Raum geht aber auch heute noch weiter. Die Geographie beider Amerika bleibt eine Herausforderung an das geschichtliche Schicksal, und der Antrieb zur Oberwindung der räumlichen Schwierigkeiten ist ein Element des Fortschritts.


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