I. Einleitung Die Einführung der neuen Regelung über Sklaverei und Menschenhandel beendet einen langen Zeitraum, in dem die Anwendung der Art. 600ff. it.StGB systematisch unterlassen wurde und bestätigt gleichzeitig die Auffassung der Rechtsprechung, die schon seit Jahren eine moderne und innovative Auslegung der knappen Vorschriften des Codice Rocco langsam durchgesetzt hatte. Das neue Gesetz Nr. 228 vom 11. August 2003 zwingt nun, die Diskussion im Hinblick auf den gewandelten politischen und gesellschaftlichen Kontext und einen in den Jahren komplex und heterogen gewordenen normativen Rahmen wieder aufzunehmen.
Die mit der Sklaverei und dem Menschenhandel verbundenen kriminellen Erscheinungen haben in den letzten Jahrzehnten beträchtlich zugenommen. Außerdem haben diese nun eine ausgedehnt organisierte Form angenommen und weisen einen typisch transnationalen Charakter auf. Die Versklavung, der An- und Verkauf von Menschen, die Formen totaler körperlicher und psychischer Unterwerfung sind durchaus Phänomene der modernen Gesellschaft. Es handelt sich eindeutig um Ausbeutungstypologien, die von der traditionellen und historisch bekannten Sklaverei weit entfernt sind: man denke nur an die Zwangsarbeit und an die Zwangsdienste im Haushalt und in der Industrie, an die Bettelei, an die Schuldknechtschaft, an die Zuhälterei, an die Ausnutzung der Jugendprostitution und an den Sex-Tourismus ¿ wahre Formen einer modernen Sklaverei, die dadurch charakterisiert sind, dass die Personen tatsächlich in der Situation eines Sklaven leben und der Macht eines Gebieters völlig unterworfen sind.
Author(s): Dr. Kolis Summerer
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